Von wegen


Die Lage junger Menschen verschlechtert sich zunehmend. Auch Azubis und junge ArbeitnehmerInnen bleiben davon nicht verschont. Die Krise trägt maßgeblich dazu bei, dass sich die prekäre Lage und damit auch die Zukunftsangst verschärft.

Die Wirtschaft klagt über Fachkräftemangel, dabei bilden noch nicht einmal 25% der Unternehmen aus. Und selbst diejenigen, die ausbilden, haben in den letzten Jahren ihr Angebot zurückgefahren und übernehmen junge Menschen immer seltener nach der Ausbildung. Gerade einmal einem Drittel der Azubis wird sich eine Zukunft im Ausbildungsbetrieb in Aussicht gestellt. Es folgen stattdessen für die meisten befristete Verträge, Praktika, Übergangsmaßnahmen, oder Arbeitslosigkeit. In jedem Fall aber Ungewissheit über die eigene Zukunft.

Der vor einigen Jahren zwischen Bundesregierung und Spitzenverbänden der Wirtschaft geschlossene Ausbildungspakt hat an der Lage Nichts verbessert. Das Angebot an Ausbildungsplätzen geht vielmehr weiter zurück. Laut Bundesagentur für Arbeit kann nicht einmal die Hälfte aller BewerberInnen mit einem betrieblichen Ausbildungsplatz versorgt werden. Insbesondere für diejenigen, die im ersten Anlauf keinen Platz abbekommen, sind von Perspektivlosigkeit geprägt. Mit jedem Jahr in der Warteschleife werden die Chancen geringer. Seit Jahren stauen sich mehr und mehr Jugendliche an, die leer ausgehen. Die Konsequenz: Über eine Million Jugendliche ist bereits auf Hartz IV angewiesen und hat kaum Hoffnung auf eine Berufsperspektive, denn wer keine Ausbildung hat, wird bei dem steigendem Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt höchstwahrscheinlich leer ausgehen.


Nicht nur, weil Übernahme zur Ausnahme wird, sondern auch wegen der mangelnden Qualität der Ausbildung, sind auch diejenigen Belastungen ausgesetzt, die einen Ausbildungsplatz ergattern konnten. Viel zu oft müssen (teilweise unbezahlte) Überstunden und ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichtet werden, zudem ist das Gehalt nicht selten viel zu niedrig. Ausbeutung steht auf der Tagesordnung. Gerade Frauen sind betroffen: Sie verdienen durchschnittlich 100 Euro weniger also männliche Azubis.


Fight precarity!


Damit sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt verbessert, braucht es ein einklagbares Grundrecht auf Ausbildung und Übernahme. Es darf nicht sein, dass jungen Menschen der Zugang zu (Aus)bildung verwehr bleibt und sie somit keinerlei Zukunftsperspektive haben.


Damit dieses Grundrecht verwirklicht werden kann, ist außerdem eine Ausbildungsplatzabgabe unabdingbar. Unternehmen, die nicht ausbilden und sich ihrer Verantwortung entziehen, sollen zahlen und mit diesem Geld sollen Ausbildungsplätze im Öffentlichen Dienst geschaffen werden, um Leuten wieder Perspektiven zu geben. Diese Maßnahme soll Druck auf ausbildungsunwillige Unternehmen aufbauen und somit dazu beitragen, dass nicht mehr nur ein Viertel, sondern deutlich mehr ausbilden. Dagegen sind Maßnahmen wie der Ausbildungsbonus abzulehnen, da sie solche Unternehmen auch noch subventionieren und die SteuerzahlerInnen somit ausbaden müssen, wofür Unternehmen verantwortlich sind.


Nicht zuletzt ist auch eine allgemeine deutliche Arbeitszeitverkürzung vonnöten. Einschnitte wie die Rente mit 67 oder die langsamen, aber stetigen Verlängerungen der Wochenarbeitszeit haben gezeigt, dass die damit einhergehenden Stellenstreichungen in besonderem Maße Azubis und junge ArbeitnehmerInnen trafen. Stattdessen sollten die Wochen- und Lebensarbeitszeit für alle deutlich gesenkt werden. Dies würde einen positiven Beitrag zum Abbau von Arbeitslosigkeit darstellen und insbesondere Verbesserungen und Chancen für junge Menschen mit sich bringen.


Darüber hinaus sind weitere Maßnahmen notwendig, die die Ausbildungsqualität verbessern, wie etwa eine Stärkung und den Ausbau des Jugendarbeitsschutzes, der Azubis und nicht ArbeitgeberInnen schützen soll, sowie ein Azubi-Mindestlohn, der zum Leben reicht.


…sonst gibt`s Krawalle!


Azubis, SchülerInnen und Studierende sitzen alle im selben Boot. Sie alle sind davon betroffen, dass die Krise auf ihrem Rücken ausgetragen wird, und vor allem können auch sie sich der kapitalistischen Verwertungslogik nicht entziehen. Gerade junge Menschen sind von prekären Arbeits- und Ausbildungsverhältnissen sowie von den massiven Stellenstreichungen und Lohnkürzungen betroffen. Die Selektivität im Bildungssystem trägt vor allem auch dazu bei, dass die Konkurrenz auf dem Ausbildungsmarkt weiter steigt. Das System ist nicht fehlerhaft, sondern der Fehler ist das System. In einem Wirtschaftssystem, welches milliardenhohe Profite um jeden Preis will, bleiben die meisten auf der Strecke.


Wir sind die Generation Krise. Und deshalb müssen wir gemeinsam solidarisch auf der Straße für unsere Rechte kämpfen. Wir wollen nicht, dass die Bankenrettung wichtiger ist als unsere Bildung, und wir wollen nicht für die Wirtschaft, sondern selbstbestimmt und für uns lernen. Und vor allem brauchen wir die Chance dazu.


Der Bildungsstreik bietet eine gute Möglichkeit, um gemeinsam und mit weiteren AkteurInnen Druck auf die Regierung auszuüben. Gerade die Azubis spielen dabei eine besondere Rolle, da sie durch einen Streik ökonomischen Druck aufbauen können. Also: Raus auf die Straße! Strike back!

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