Zum zweiten Mal fanden vom 31. Mai – 1.Juni in Frankfurt die kapitalismuskritischen Blockupy-Proteste statt.
Auch die Linksjugend RLP war vor Ort.
Gemeinsam mit vielen anderen kapitalismuskritischen Menschen sind wir am Freitagmorgen gegen 5:30 Uhr nach in die Frankfurt Innenstadt aufgebrochen, um die EZB als einen der größten Krisenakteure zu blockieren. Im Gegensatz zum letzten Jahr waren dabei kaum Polizisten in der Stadt anzutreffen. Nur direkt vor der EZB stand die Polizei mit Wasserwerfern und einem Großaufgebot an pfefferspray- und tonfabewehrten Ordungshütern. An den Absperrgittern bildeten wir Ketten, um keine EZB-MitarbeiterInnen zu ihrem Arbeitsplatz gelangen zu lassen und so die EZB teilweise lahmzulegen. Leider hat unsere Taktik nicht ganz funktioniert und so sind doch einige MitarbeiterInnen getarnt durch die Absperrungen gelangt. Dennoch konnte die EZB den gesamten Tag über nicht mit ihrer vollen ausbeuterischen Kraft wirken.
Nach der EZB-Blockade stärkten wir uns an einer Volxküche auf dem Römerplatz und zogen in unserer Bezugsgruppe danach per S-Bahn in Richtung Frankfurter Flughafen, um gegen die Deutsche Abschiebepolitik zu demonstrieren,da der Frankfurter Flughafen einer der meistgenutzten Stationen für Abschiebeflüge ist. Im S-Bahnhof Frankfurt-Flughafen angekommen, gab es für uns jedoch kein Durchkommen durch die Polizeireihen, denn wir wollten eigtl. ins Terminal 1. Um unsere gerichtlich genehmigte Forderung, ins Terminal 1 zu gelangen und dort eine Kundgebung abzuhalten, realisieren zu können, bildeten wir Ketten und ließen auch keine PassantInnen mehr zu ihren Zügen und Flugzeugen, um so die Polizei zum Handeln zu zwingen. Und die Polizei reagierte nach längerem friedlichen Verharren tatsächlich, aber anders, als wir es vermuteten! Anstatt uns durchzulassen, zogen sie ihre friedlichen BeamtInnen ab und schickten uns BFE-Einheiten entgegen, welche unvermittelt in die friedlichen DemonstrantInnen reinknüppelten!!!
3 DemonstrantInnen wurden sogar herausgegriffen und abgeführt, obwohl sie absolut friedlich geblieben sind. Danach enspannte sich die Situation wieder. Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, zogen wir uns auf den Flughafen-Vorplatz zurück nur um dort zu erfahren, dass bereits 200 andere DemonstrantInnen im Terminal 1 eine Kundgebung abhalten. Nach einer kurzen Beratungszeit ging es per S-Bahn und zu Fuss für unsere Bezugsgruppe zurück in Richtung Camp. Zwischenzeitlich „besetzten“ wir einen Spielplatz und ließen den Tag ruhig ausklingen.
Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack auf Grund des überzogenen Einsatzes der Polizei im S-Bahnhof Frankfurt-Flughafen.
Am Samstagmorgen ging es gegen 10 Uhr ebenfalls in der alten Bezugsgruppe in Richtung Baseler-Platz mit der S-Bahn zum Demonstrationsbeginn. Nach mehreren Redebeiträgen nahmen wir neben mehreren Flüchtlingen Aufstellung, um diese gegen eventuelle Übergriffe und eventuelles Herausziehen der Flüchtlinge während der Demo zu vermeiden. Im Linksjugend-Block liefen wir mehrere hundert Meter, bis die Demo auf einmal zum Stillstand kam. Wie sich später herausstellte, wurde der antikapitalistische erste Demo-Block mit ca. 400 Menschen nach kurzer Zeit neben dem Schauspielhaus eingekesselt, nur weil ein Pyro gezündet worden ist und weil einzelne Menschen vermummt waren und angeblich „passive Schutzbewaffnung“ trugen.
Alexander W., Mitlglied im LandessprecherInnenrat der Linksjugend RLP meint dazu: „Mir kommt diese Behauptung der Frankfurter Polizeiführung sehr fadenscheinig vor, um einen Grund zu finden, die gerichtlich legitimierte Demonstration von der EZB fernzuhalten“.
Diese Behauptung bestätigt, dass die Demoleitung zugestimmt hat, die Vermummungen und alle „gefährlichen“ Gegenstände ablegen zu lassen, die Polizeiführung auf dieses Angebot allerdings nicht eingegangen ist. Stattdessen wurde munter weiter geknüppelt und es wurden mehrere Kanister Pfefferspray auf die eingekesselten DemonstrantInnen gesprüht. Dabei wurden viele DemonstrantInnen durch Pfefferspray verletzt, wie auch Alexander W. bestätigen kann: „Ich stand direkt neben dem Haupt-Demo-Lauti im Linksjugend-Block und dort wurden vor Ort viele DemonstrantInnen durch Sanis wegen Pfefferspray-Verletzungen behandelt. Dieses ungeheurliche Vorgehen der Polizei gegen größtenteils friedfertige DemonstrantInnen und die Blockade der genehmigten Demonstration verurteile ich zutiefst!“.
Auf die geforderte Spaltung des Demonstrationszuges in „gewaltätige“ und „friedliche“ DemonstrantInnen durch die Polizeiführung ging die Demoleitung glücklicherweise nicht ein. Der „freie“ Rest der Demo, bestehend aus mehr als 6.000 anderen DemonstrantInnen, solidarisierte sich daraufhin mit den Eingekesselten. Gegen 22 Uhr wurden die letzten Eingekesselten aus dem Kessel entlassen und schlossen sich dem übriggebliebenen Demonstrationszug aus ca. 1000 – 2000 DemonstrantInnen an. Alle Eingekesselten wurden zuvor erkennungsdienstlich behandelt und es wurden viele Platzverweise für die Frankfurter Innenstadt ausgesprochen.
Nach der Abschkusskundgebung zogen wir mit den letzten verbliebenen DemonstrantInnen laut skandierend Richtung Frankfurt HBF, um die Demo nach stundelangem Warten dennoch zu einem würdigen Ende zu bringen.
Als letzte Demütigung wurden teilweise Menschen im HBF kurz vor der Nachhausefahrt von Ordnungshütern festgehalten und es wurden Personalien festgestellt. Auch wurde die S-Bahn 17 Richtung Camp nicht fahren gelassen, sodass die übriggebliebenen ca. 40 DemonstrantInnen unter uns, die zum Camp wollten, absurderweise 5 km lang von 8 Polizeiwagen begleitet, zu Fuss zurücklaufen mussten.
„Letztendlich ist festzuhalten, dass der Freitag ausserordentlich gut verlaufen ist und wir viele uns gesteckte Ziele erfüllt haben, die genehmigte Demonstration am Samstag aber von der Polizei in verfassungswidriger Art und in brutalster Weise aufgehalten wurde. Bemerkenswerter Weise blieben alle DemonstrantInnen ruhig, sodass die Polizei ihre „Gewaltorgien“ herbeihalluzinieren musste!“, resümmiert Alexander W.
Jetzt erst recht! Kapitalismus bekämpfen!
Wir sehen uns zu Blockpy 2014!
Links zum Thema:
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Eure Linksjugend RLP