Im Crucenia-Thermalbad in Bad Kreuznach gab es die Anfrage einer Besucherin, ob das Tragen eines Burkinis erlaubt sei. Die Badegesellschaft meldete, dass ein Burkini nicht gegen die Kleiderordnung verstöße. Die Allgemeine Zeitung berichtete über den Vorfall, dort heißt es: „Der Geschäftsführer der Badgesellschaft, Claus Stüdemann, betont, es habe im Thermalbad keine Änderung der Kleiderordnung gegeben, um das Tragen von Burkinis zu erlauben.“ Einem Stammgast des Thermalbads stieß dies besonders sauer auf, sodass er einen Beschwerdebrief an Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer schickte. Dieser Gast empfinde „die Kultur der Kopftücher, Burkas und Burkinis als Provokation“ – sie stehe für „Rückständigkeit und Benachteiligung von Frauen“.
Auch in allgemeinen Diskussionen zu der Thematik sind die gängigsten contra-Argumente, dass das Zulassen des Burkinis ein Signal gegen die Emanzipation der Frau wäre, es unhygienisch sei oder sogar die „Islamisierung Deutschlands nur noch weiter voranbringen“ würde.
Ob ein Schwimmbad, ein Ort in denen Frauen hinterhergegafft und sie zweifellos nach ihrem Äußerlichen beurteilt werden, vorher als Hochburg der Emanzipation galt, lässt sich stark anzweifeln. Ob dieser Status nun durch den Besuch von Burkini-Trägerinnen gefährdet wird umso mehr. Ist es nicht umso rückwärtsgewandter der Frau vorzuschreiben was sie nicht zu tragen hat? So sagte auch die Erfinderin des Burkinis, die australische Designerin Aheda Zanetti „Als ich den Burkini 2004 erfand, tat ich das, um Frauen Freiheit zu schenken.“ Auch der Focus berichtete über Ihre Erfindung und darüber das Hautkrebs Spezialisten das Kleidungsstück lobten. Dort heißt es „In Australien ist die Gefahr, an Hautkrebs zu erkranken, besonders hoch. 50 Prozent der Burkinis würden von Nicht-Musliminnen gekauft…“
Wie man sieht gibt es durchaus neben der Religion Gründe einen Burkini zu tragen. Warum sollte man(n) also Frauen in ihrer Freiheit beschränken und dann noch Emanzipation als Argument dafür anführen?
Vom Erscheinungsbild her gleicht der Burkini einem Neoprenanzug mit Badekappe und hat wenig von einer Burka noch von einem Bikini. Wie ein speziell fürs Schwimmen konzipiertes Kleidungsstück unhygienisch sein soll, erschließt sich uns dann auch nicht. Sollten unter dem Badeanzug andere Kleidungsstücke getragen werden ist dieses Bedenken nachvollziehbar, allerdings ist dies nicht dem Burkini vorbehalten sondern gilt für Badehosen und Badeanzüge anderer Art gleichermaßen.
Sicherlich gibt es zahlreiche Bürger und Bürgerinnen ohne rechtsgerichteten Hintergrund, die sich an den Anblick einer Burkini tragenden Frau noch gewöhnen müssen. Die Erfahrungen der Gesellschaft und die Statistiken sprechen jedoch eine andere Sprache. Obwohl die Anzahl an Burkaträgerrinen in Deutschland nicht erfasst ist, liegt sie zum Vergleich in Frankreich bei unter 2000, und das bei einem Anteil von ca. 6 Millionen Muslimen. Wie die Studie „Muslimisches Leben in Deutschland“ zeigt lag 2008 der Anteil von Muslimen in Deutschland mit 3,8 und 4,3 Millionen Muslime bei etwa 5%. Somit ist die Befürchtung von einer „Islamisierung des Schwimmbads“ statistisch gesehen unbegründet. Hierbei sei erneut darauf verwiesen das der Burkini einem Badeanzug ähnelt, daher ist es für uns ebenso unnachvollziehbar wie man sich daran stören kann.
Es erweckt wie so häufig den Anschein, dass die Person die sich am lautesten dagegen aussprechen, sich am wenigsten mit der Thematik befassen. Lieber besorgter Badegast: Wenn deine Vorstellung von Frauenemanzipation ist, dass du Frauen vorschreiben willst, wieviel Haut sie gefälligst im Schwimmbad zeigen zu haben, dann haben wir dafür kein Verständnis. Gleichstellung der Frau bedeutet für uns, dass diese tragen kann was auch immer ihr gefällt, ohne ständig von Männern bewertet und bevormundet zu werden.
An dieser Stelle können wir die Verwaltung und die Oberbürgermeisterin nur für ihre Entscheidung, Burkinis generell in allen Bad Kreuznacher Schwimmbädern zuzulassen, loben.