Am 23. Juni fuhren drei Klassen der zehnten Jahrgangsstufe des Gymnasium am Römerkastells Alzey für einen Ausflug ins Haus der Geschichte nach Bonn. Die kompletten Kosten für die Anreise trug die Bundeswehr. Durch dieses Sponsoring war im Tagesprogramm auch ein „sicherheitspolitischer Vortrag“ im Bundesministerium für Verteidigung eingeplant und ein Mittagessen in der hauseigenen Kantine.
Die Absicht dieser verpflichtenden(!) Schulveranstaltung war offensichtlich: Werbung für eine Grundausbildung bei der Bundeswehr. Dies zeigte sich bereits zu Beginn darin, dass wir in einem Bus befördert wurden, auf dem der Slogan „Bundeswehr – Wir.Dienen.Deutschland.“ prangte. Aus antimilitaristischer Perspektive absolut beschämend.

Der Besuch des Hauses der Geschichte war zwar interessant, doch wirkte unkoordiniert, da für die erste Gruppe keine Führung vorhanden war. Auf sich alleine gestellt, liefen die Schüler*innen interessiert durch das Museum und schauten sich alles an…wenigstens am Anfang, denn aufgrund der Zeitknappheit musste man sich gegen Ende so beeilen, dass für das detaillierte Betrachten der Schaukästen keine Zeit mehr blieb. Für diese Ausstellung hätte man auch gut das doppelte an Zeit gebraucht, was jedoch durch unseren Vortrag im BMfVg nicht mehr möglich war.

Apropos Vortrag: Nachdem wir unser Kantinenessen eingenommen hatten, ging es weiter ins Besucherzentrum des Ministeriums, welches sich auf einem riesigen, eingezäunten Gebiet befindet. Dort lag selbstverständlich Werbematerial für das Heer aus, welches gerade auf Jugendliche zugeschnitten war. Durch eine lange Toilettenpause am Anfang und eine Trinkpause in der Mitte hatten wir genug Zeit, uns mit Flyern und Magazinen auszustatten, worauf der überaus zuvorkommende „Jugendoffizier“, welcher genau auf solche PR-Einsätze bei jungen Menschen geschult ist, auch hinwies. Er versuchte offensichtlich kumpelhaft, locker und jugendlich mit uns zu kommunizieren.

Der Vortrag war zwar durchaus interessant, doch keinesfalls neutral und mit absolut konfliktverharmlosender Sprache gehalten. Gespickt mit rassistischen und sexistischen Witzen („Meine Freundin ist verrückt nach Reality-TV und ich will nur Fußball gucken…Jungs heiratet nie, so sind die Frauen.“ oder „Doch der Chinese hat halt gesagt: ‚Nö‘ oder wahrscheinlich eher: (er verstellt seine Stimme sehr hoch) ‚Nee'“) brachte er den Vortrag über den UN-Sicherheitsrat und Konfliktzonen weltweit rüber. Jedoch mit der dauerhaften Prämisse, man bräuchte Krieg und eine Armee, um Frieden zu schaffen.
Dem widersprechen wir aktiv und stellen uns gegen die Anwerbung von minderjährigen Schüler*innen. Aspekte wie Waffenexporte, Dienst an der Waffe in der Grundausbildung und die langfristigen psychischen Probleme unter denen ein erheblicher Anteil der Soldat*innen leiden, wurden nicht erwähnt. Auch das Problem mit Rechtsradikalen im Heer wurde heruntergespielt und Linksradikale sogar mit Nazis und islamistischen Terroristen gleichgesetzt.

Dass dies im Rahmen eines Schulausflugs passiert, und schon zuvor Offiziere gezielt ans Römerkastell kamen, hat nichts mit Unterricht und Weiterbildung zu tun, sondern ist Werbung und Verherrlichung des Kriegsdienstes.

Der UN-Ausschuss, gab bereits 2014 eine Empfehlung an Deutschland, auf das Anwerben minderjähriger Soldaten zu verzichten und das Mindestalter für Rekrutierungen auf 18 zu erhöhen und die Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz fordert seit langem ein Werbeverbot für die Bundeswehr an Schulen.
Auch wir stellen uns weiterhin gegen Krieg, Rechtsruck und Imperialismus!
Bundeswehr raus aus den Schulen!

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