linksjugend Block auf der Demonstration in Kandel 07. April 2018
linksjugend Block auf der Demonstration in Kandel

Zum dritten Mal hatten sich gestern wieder rechte Kräfte aus ganz Deutschland zusammengefunden, um einen tragischen Beziehungsmord für ihre Hetze zu instrumentalisieren. Auch wir waren natürlich zum dritten Mal in Kandel vor Ort, um uns den Gegenprotesten anzuschließen.
Die Kundgebung der Rechten begann um 14 Uhr auf dem Marktplatz, anschließend zogen sie über die Hauptstraße durch Kandel zu ihrer Abschlusskundgebung. Ihnen schlossen sich laut der Polizei 550 Menschen an, andere Quellen sprechen von 700-900. Die Anzahl der Rechten hatte sich ergo fast halbiert, seit der letzten Demo am 24.03. Dies hing damit zusammen, dass die AfD und andere „bürgerlichen“, rechten Gruppen nicht dazu aufriefen und die Proteste hingegen von Marco Kurz einem bekannten Namen aus der rechten Szene, organisiert wurden.
Der Gegenprotest fand mit etwa 300-400 Teilnehmer*innen um 13 Uhr in Kandel ein, angemeldet wurde eine Demo, mit Kundgebungen zum Start und Abschluss und außerdem wurde versucht, im Vorhinein zahlreiche Kundgebungen in Hör- und Sichtweite der Rechten anzumelden. Diese wurde jedoch alle, abgesehen von den beiden Kundgebungen der Demo und eine andere etwas abseits, vor den Bahnhof gelegt, wodurch der antifaschistische Protest massiv geschwächt wurde. Auch wurden Nazis durch eine Kundgebung von Antifaschist*innen mit Polizeischutz geleitet. Eine klare Provokation! An der Ausgangskundgebung gab es noch zwei reden, unter anderem von einem Bürger Kandels, der diese auf Kandlischem Dialekt hielt um deutlich zu machen, dass keine Kandler an den Rechten Demos beteiligt sind und dass Kandel sie auch nicht will. Des weiteren wurde ein Zug nach Kandel mit etwa 150-200 Antifaschist*innen aus Karlsruhe und Stuttgart von der Polizei angehalten. Unter dem Verdacht es würden illegale Substanzen mitgeführt werden, wurden die Demonstrant*innen im Zug unter massiven Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray aus dem Zug gedrängt und in aller Öffentlichkeit durchsucht. Auch wenn sich dieser Verdacht nicht bestätigte, wurden alle zurück nach Karlsruhe geschickt. Dort konnte noch eine Spontandemonstration durchgeführt werden.

Der Protest in Kandel wurde aber stark geschwächt und es zeigte sich wieder einmal, auf wessen Seite die Polizei steht: Aufruhr, Widerstand: Es gibt kein ruhiges Hinterland - linksjugend ['solid] Transparent Kandel 07. April 2018nicht auf unserer! Der sonstige Tag verlief weitestgehend friedlich, außer ein paar aggressive Polizeieinsätzen, welche versuchten, kleinere Gruppen von Nazis vor Antifaschist*innen zu beschützen. Zusammengefasst gingen wir mit einem gemischten Gefühl nach hause. Einerseits waren die organisierten Gegenproteste viel kämpferischer. Das breite Bündnis „Wir sind Kandel“, bestehenden aus u.a. SPD, CDU, FDP und andere bürgerliche Gruppierungen, hatte lediglich nur ein Picknick außerhalb Kandels organisiert. Dies ist natürlich einerseits komplett lächerlich, denn Antifaschismus muss laut und Vorort sein sowie auf jeden Fall die Nazis so gut wie möglich stören und darf keine rein symbolische Aktion für das gute Gewissen sein. Doch andererseits wurde der Gegenprotest so kämpferischer und inhaltsvoller. Es wurden keine Reden gehalten, wie am 24.03., in denen die Extremismustheorie angewandt wurde, also Linke und Rechte gleichgestellt wurden oder Nazis als Menschen bezeichnet, welche nur zu wenig Lebensfreude haben. Jedoch haben wir auch Kritik an der Organisation der diesmaligen Gegenproteste: Zahlreiche Kundgebungen anzumelden, wie es getan wurde, kann sinnvoll sein. Es müssen aber dennoch genügend Menschen mobilisiert werden, um diese zu füllen. Die Mobilisierung erst zwei Tage vorher zu beginnen, beim größten Naziaufmarsch in Rheinland-Pfalz, ist aus unserer Sicht ein fataler Fehler. Auf diese Art werden keine neuen Menschen für antifaschistische Gegenproteste gewonnen und keine politischen Inhalte vermittelt. Die Polizei hingegen, war mit über 1.000 Einsatzkräften trotzdem schon lange im Vorfeld gut vorbereitet. Dazu kam immer wieder große Verwirrung auf, da kein richtiges Konzept oder ähnliches Vorlag, wonach man sich richten konnte. Die größte Schwächung des Gegenprotestes kann jedoch auf die Repressionen der Polizei zurückgeführt werden. Demonstrant*innen nicht anreisen zu lassen, Kundgebungen in Sicht- und Hörweite kurzfristig zu verbieten und immer aggressiver gegen Antifaschist*innen vorzugehen sind Verletzungen unserer Grundrechte! Antifaschismus ist kein Verbrechen! Wir werden auch bei den nächsten Protesten gegen Nazis in Kandel dabei sein und hoffen, dass es dann wieder deutlich mehr Menschen gibt, die sich der Reaktion in den Weg stellen!
Seid bereit für den 6. Mai!

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