„Ich liebe diesen Beruf, aber…“
Alle, die selbst im Pflegebereich
tätig sind oder durch Familie und Freundeskreis mit Menschen zu tun haben, die
im Pflegebereich arbeiten, kennen diesen Satz, denn die Bedingungen in der
Pflege verschlechtern sich seit Jahren – sowohl für Auszubildende als auch
ausgelernte Pflegekräfte.
Jede*r dritte Azubi klagt über Dauerstress. 40% beschweren sich über die fehlende
Anleitung.
Schuld daran sind der drastische Personalmangel und die Unterfinanzierung der
Krankenhäuser.
Das ist nicht nur für die Patient*innen gefährlich, denn die Pflegekräfte
leiden häufig an einem Burnout oder dem sogenannten „Cool-Out-Phänomen“, also
dem moralischen Erkalten gegenüber ihren Aufgaben.
Die Ausbeutung der Frau in
unserer bestehenden patriarchalen Klassengesellschaft wird besonders im
Pflegebereich deutlich, denn 80% der Beschäftigten sind Frauen. Es herrscht das
klassische Bild der aufopfernden „Krankenschwester“ vor, die von Natur aus
Eigenschaften wie Empathie, Fürsorglichkeit und Aufopferungsbereitschaft
besitzt. Dieses Bild wird häufig von den Geschäftsführenden ausgenutzt, um
Personal abzubauen und die Beschäftigten zu ihrer Belastungsgrenze zu treiben.
Für Emotionen ist dabei kein Platz mehr. Wichtige psychische Unterstützung für
Patient*innen und Angehörige sowie Aufklärung und Zuspruch sind nicht von
der*dem Arbeitgeber*in eingeplant. Das müssen Pflegekräfte neben den anderen alltäglich
anfallenden Aufgaben, zusätzlich leisten.
Daraus resultiert, dass der ohnehin schon hohe Stress zunimmt und Pfleger*innen
physisch und psychisch belastet.
Mit diesem Druck, schlechten Arbeitsbedingungen und den niedrigen Löhnen muss endlich schluss sein! Wir brauchen deutlich mehr Personal im Krankenhaus, niedrigere Arbeitszeit und bessere Löhne. Pflegen darf nicht krank machen. Dafür müssen wir uns gewerkschaftlich organisieren und gemeinsam kämpfen!
Krankenhaus statt Fabriken!
Unter Vorwand der
Wirtschaftlichkeit wurde mit der Einführung des Fallpauschalen-Systems (DRG)
der Gesundheitsbereich der Profitlogik untergeordnet. Aufgrund dieses Systems
bekommt jede Diagnose ein Preisschild (Fallpauschale) – das kann mehr oder
weniger als die tatsächlich angefallenen Kosten sein. Durch Abschaffung des
Selbstkostendeckungsprinzips stehen Krankenhäuser unter wirtschaftlichem Gewinndruck
und ständiger Konkurrenz.
Dadurch werden aus Patient*innen pauschalisierte, statt individuelle,
Behandlungsfälle. Sie werden zu einer Ware des Krankenhauses, ähnlich einer in
Fabriken produzierten Ware.
Außerdem führt das DRG-Abrechnungssystem dazu, dass unattraktive Behandlungen
und Stationen geschlossen werden und somit das Phänomen der Über- und
Unterversorgung entsteht.
Als Folge der Finanzkrise und der
Einsparung öffentlicher Ausgaben auf kommunaler Ebene fehlen den Krankenhäusern
die Mittel für notwendige Investitionen um den aktuellen technischen Stand in
den Einrichtungen zu gewährleisten. Das Geld für Behandlungen und Pflege wird
somit in Infrastruktur und Technik gesteckt.
Aber auch in anderen Bereichen muss gespart werden und Krankenhäuser sind
breitgefächerte Arbeitgeber. Von Reinigungskräften und Küchenhilfen bis Lagerlogistik
und Verwaltungsfachangestellten gibt es viele Berufsgruppen. Diese werden dank
der Sparmaßnahmen oft nur noch befristet eingestellt oder durch Leiharbeit
besetzt, wodurch eine sichere Zukunftsplanung für junge Menschen unmöglich
wird.
Diagnose: Kapitalismus
Es ist ein absolutes Unding, dass auf Kosten der Gesundheit und Arbeitsbedingungen Profite gemacht werden. Es geht den Unternehmern der Krankenhäuser und den Pharmakonzernen nicht darum Patient*innen zu heilen, sondern so viel Profit wie möglich aus der Krankheit zu schöpfen. Personal ist dabei nur ein weiterer Kostenfaktor, welcher möglichst gering gehalten werden muss.
Wir brauchen keinen „Gesundheitsmarkt“,
sondern eine gute Versorgung für alle Menschen – unabhängig ihres Einkommens!
In einem umfassenden, öffentlichen Gesundheitssystem stünden die Bedürfnisse
der Patient*innen und der Arbeitenden im Mittelpunkt.
Sowohl die Pharmaindustrie als auch die privatisierten Krankenhäuser müssen
enteignet und in öffentliche Hand überführt werden!
Auf die Straße – aktiv werden!
Die bundesweiten Streiks im Pflegebereichen zeigen uns, dass die Arbeitenden die Situation so nicht länger hinnehmen! Nur ein unermüdlicher Widerstand sorgt dafür, dass die Missstände aufgedeckt werden und sich die Situation für Patient*innen und Arbeitnehmer*innen bessert!
Deshalb organisiert euch in Gewerkschaften oder zeigt euch solidarisch mit streikenden Kolleg*innen! Werdet aktiv bei der linksjugend [`solid] Rheinland-Pfalz und kämpft mit uns gegen die kapitalistische Gesellschaft, in der es nur um Profite geht und für eine sozialistische Gesellschaft in der es um die Bedürfnisse der Menschen geht!
Unsere Forderungen:
Wir wissen, dass es im Kapitalismus immer den Zwang zur Maximierung von Profiten und Angriffen auf unsere sozialen Rechte geben wird. Nur wenn wir mit diesem System brechen, ist es möglich, dass Gesundheit nicht mehr als Ware angesehen wird!
Um die Bedingungen für Beschäftigte und Azubis zu verbessern fordern wir:
- Eine gesetzliche Personalabmessung!
- Privatkliniken und Pharmakonzerne in öffentliche Hand unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung durch Beschäftigte und Patient*innen!
- Mindestausbildungsvergütung von 1400€ brutto!
- Schulgeld- und Lehrmittelfreiheit – Kosten für Bücher und Prüfungen müssen übernommen werden!
- Fort- und Weiterbildungen während der Arbeitszeit und von Arbeitgeber*innen finanziert!
- Abschaffung des DRG-Systems, Übernahme aller Kosten – Wettbewerb und Profit haben im der Gesundheitsbereich nichts zu suchen!
- Zusammenführung aller Krankenkassen, auch der privaten, in eine einzige öffentliche Krankenkasse für alle – gegen eine Zweiklassenmedizin und -gesellschaft!
Werde bei der linksjugend [´solid] Rheinland-Pfalz aktiv und kämpfe für deine Rechte und eine Welt ohne Kapitalismus, Ausbeutung und krankmachender Profitgier!