Seit gestern früh streiken die Kolleg*innen von amazon in einigen Standorten weltweit. In Deutschland geht es vor allem darum, dass die Arbeiter*innen von amazon nach dem kürzlich erkämpften Tarifvertrag im Einzel- und Versandhandel bezahlt werden. Seit 2013 versucht die Gewerkschaft ver.di, einen Tarifvertrag durchzusetzen.
Deshalb besuchten heute zwei Genossen der linksjugend [’solid] Rheinland-Pfalz das bestreikte Werk in Koblenz. Von Anfang an wurden wir recht herzlich begrüßt und man freute sich über die Unterstützung. In einigen Gesprächen mit Mitgliedern des Betriebrats und Kolleg*innen wurde klar, dass viele eine große Unzufriedenheit bezüglich der Arbeit im Betrieb, aber auch gegenüber dem Konzern an sich haben. Oft fielen Sätze wie „Wir arbeiten für den reichsten Mann der Welt, werden aber miserabel bezahlt.“ Gleichzeitig beschwert man sich über anstrengende Arbeitsbedingungen und zahlreiche befristete Verträge.
Zudem haben immer noch viele Kolleg*innen der Belegschaft Angst, zu streiken. Vorallem diejenigen mit befristeten Verträgen haben Angst, eine Kündigung im Briefkasten vorzufinden. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die gewerkschaftliche Organisierung bei 25 – 30 % liegt. Unter den Streiken selbst herrscht zum Teil Pessimismus angesichts eines so starken Gegners wie amazon.
Bei den zahlreichen Gesprächen drückte sich auch das Gefühl aus, dass es an einer kämpferischen Gewerkschaft fehle, die gewillt ist, auf Konfrontation zu gehen. Eine solche Gewerkschaft könnte mehr Leute zum Streik mobilisieren und endlich einen Sieg für die Arbeiter*innen erzielen.
Alles in allem war auch eine tiefe Unzufriedenheit mit der gesamten Gesellschaft zu spüren. Gerade Themen wie hohe Mieten, Pflegenotstand oder Co2 Steuer waren immer wieder Thema.
Wir als linksjugend [’solid] Rheinland-Pfalz werden auch weiterhin den Kampf bei amazon unterstützen, wo wir können, sind aber der Meinung, dass es für einen richtigen Erfolg mehr braucht. Gerade gegen einen internationalen Konzern wie amazon muss der gewerkschaftliche Widerstand international organisiert werden. Erste Anzeichen sind hierfür zu sehen. Aber gerade in Deutschland müssten die Gewerkschaften ihre Streiks kämpferischer führen. Zahlreiche Kolleg*innen erklärten uns, dass sie kein Problem hätten, den ganzen Tag vor der Werkstor zu stehen und niemanden mehr reinzulassen. Doch um die Gewerkschaft dazu zu bringen, ist es nötig, dass möglichst viele Kolleg*innen Mitglied werden und von unten die Führung unter Druck setzen. Netzwerke wie das Netzwerk für eine kämpferischer und demokratische ver.di könnten dafür Ansätze bieten.
Zusammengefasst werten wir den heutigen Besuch positiv. Viele Kolleg*innen freuten sich über die Solidarität und es konnten zahlreiche Gespräche geführt werden. Damit der Kampf der Belegschaft, aber gewonnen werden kann, muss noch einiges geschehen. Trotzdem werden wir weiterhin hinter der Belegschaft stehen.

Genosse der linksjugend Mainz mit dem verteilten Flyer

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