Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, wurde der deutsche Faschismus durch die Alliierten besiegt. Damit setzten sie der Schreckensherrschaft der Nazis, welche sich über 12 Jahre erstreckte, ein Ende. Im Verlauf dieser 12 Jahre haben die Faschisten Millionen von Menschen getötet und weitere Millionen an Menschen verloren ihr Leben, beim Versuch diesen Terror zu stoppen. Die Erinnerung an die Opfer sowie Widerständigen müssen wir aufrechterhalten und uns konsequent all jenen entgegenstellen, welche die Verbrechen der NS-Diktatur relativieren. So bezeichnete zum Beispiel der AfD-Fraktionschef Gauland vor Kurzem den 8. Mai als ,,Tag der Niederlage“. Dementgegen sehen wir, wie alle Antifaschist*innen den 8. Mai als Grund zum Feiern. Er ist der ,,Tag der Befreiung“ und auch durch migrantische Gruppen als ,,Tag des Zorns“ bekannt. Zu Recht fordern viele Gruppen, zu denen auch wir gehören, dass dieser Tag zu einem Gedenk- und Feiertag erklärt wird.
Doch damit ist es für uns nicht getan. Schon während des ersten Weltkrieges erklärten die Herrschenden, dass dies der Krieg wäre, um alle Kriege zu beenden. Ähnlich war es dann ein paar Jahre später. Doch nach dem zweiten Weltkrieg, als der Faschismus besiegt war, ging es weiter. Es fanden weitere Kriege statt, es wurden weiterhin Minderheiten weltweit verfolgt und es gab auch weiterhin Armut und Elend. Zwar wurde der Faschismus am 8. Mai besiegt, aber nicht der Kapitalismus.
Der Kapitalismus trägt den Rassismus in sich wie die Wolken den Regen.
In den Jahren, die nach der Niederlage der Nazis folgten, hofften viele auf einen grundlegenden Wandel der Gesellschaft. Viele dachten, dass jetzt der Kapitalismus ausgedient hatte und es entstanden sogar revolutionäre Stimmungen z.B. in Italien und Frankreich. Doch die West-Alliierten hatten kein Interesse daran, den Kapitalismus abzuschaffen und die Stalinisten unterstützen sie dabei, die revolutionäre Stimmung zu unterdrücken. Dadurch wurde der Kapitalismus ein weiteres Mal gerettet und damit blieb auch der Rassismus ein Teil unserer Gesellschaft. Solange wir in einer Gesellschaft leben, in der eine Minderheit in Saus und Braus lebt, während die Mehrheit tagtäglich arbeiten muss, um diesen Luxus zu ermöglichen, werden die Herrschenden versuchen, uns, die lohnabhängige Bevölkerung, in Rassen, Geschlechter, Religionen usw. zu spalten. Nicht umsonst wird in Talkshows über „Überfremdung“ diskutiert und wie Zuwanderung unsere Renten gefährde. Durch solche Stimmungsmache der bürgerlichen Parteien, wird versucht unser gemeinsames Interesse zu vertuschen und unsere Kampfkraft als Arbeiter*innenklasse zu schwächen. Wir sollen nicht erkennen, dass der Kapitalismus und die Ausbeutung unserer Arbeitskraft an den Zuständen schuld sind, stattdessen werden Menschen, die z.B. eine andere Hautfarbe haben zum Sündenbock erklärt.
Für uns ist daher der Kampf gegen Rassismus und Faschismus lange nicht vorbei. Zwar stehen wir nicht vor einem neuen 1933 und auch eine Machtübernahme durch die Faschisten ist zurzeit nicht wahrscheinlich. Dennoch hat sich in Hanau Anfang des Jahres auf schrecklichste Weise gezeigt, welche Bedrohung von rechten Kräften ausgeht und dass faschistisches sowie rassistisches Gedankengut immer noch Teil der BRD sind. Dies zeigt sich besonders gut daran, dass nie eine Entnazifizierung stattgefunden hat und sich somit faschistisches Gedankengut bis heute kontinuierlich verbreiten konnte. Gerade jetzt, zu Beginn einer der schwersten Krisen in der Geschichte des Kapitalismus, ist die Gefahr von rechts besonders groß. Diese werden weiter versuchen die Ursachen von Pandemie und Wirtschaftskrise auf Minderheiten zu schieben und die Arbeiter*innen und Armen für die Krise zahlen zu lassen. Nur wenn wir als Arbeiter*innen, Studierende und Schüler*innen zusammenstehen, können wir verhindern, dass die Krise auf uns abgewälzt wird.
Daher rufen wir auch weiterhin dazu auf am 6. Juni nach Worms zu fahren und sich den Faschisten in den Weg zu stellen. Um zum rechten „Tag der deutschen Zukunft“ zu mobilisieren, sind die Faschisten bereits am 1. Mai aufmarschiert und wollen dies auch am 8. Mai in Bad Kreuznach/Bretzenheim tun. Sicher werden weitere Aktionen folgen. Haltet also die Augen offen und beteiligt euch an Gegenprotesten und gebt uns Bescheid wenn ihr von weiteren faschistischen Aktivitäten mitbekommt!
Unser Aufruf zu den Gegenprotesten am 6. Juni: https://solid-rlp.de/2020/tddz-in-worms-stoppen/